Mazlum Eigenmann's Blog

Das steckt hinter dem mobilen Bezahldienst von Google

26

Jun

 

Zum offiziellen Marktstart in Deutschland präsentierte Google am Dienstag in Berlin die Bezahl-App Google Pay. Sie ermöglicht kontaktloses Bezahlen bei zahlreichen Filialisten und vereinfacht auch auf Webseiten diverser Händler den Bezahlvorgang auf wenige Schritte. Als erste Partner hat Google dafür die Commerzbank, die Landesbank Baden-Württemberg, Comdirect, N26, boon sowie Visa und Mastercard gewonnen.

Bezeichnend war es schon, wer auf die von HORIZONT Online ausdrücklich an die anwesenden Vertreter der Banken gerichtete Frage antwortete. Warum die Bankenwelt nicht selbst eine Allianz gebildet und ohne Google ein derartiges System entwickelt hätten? Das Wort ergriff Philipp Justus, der bei Google für Zentraleuropa zuständige Vizepräsident. Er antwortete ausschweifend und wunderte sich über die unterschwellige Kritik. Als schließlich die Vertreter der Banken an der Reihe waren, lautete der Tenor ihrer Antworten: Google macht’s, weil’s Google kann.

Google hat die Nutzer, verfügt schon jetzt über hunderte Millionen hinterlegter Kredit- und Debitkarten, von Google stammt das Betriebssystem Android, und Google kennt praktisch keine Konkurrenz und erst recht keine Ländergrenzen.

Damit begibt sich mit der Bankenwelt die nächste Branche ins Ökosystem des US-Players. Umgekehrt dringt Google immer tiefer in immer mehr Lebensbereiche von immer mehr Menschen ein. Der Konzern setzt in diesem Fall auf den wachsenden E-Commerce, dessen Volumen sich innerhalb der vergangenen sieben Jahre mehr als verdoppelt habe und weiter dynamisch wachse. E-Commerce sei damit der Innovationstreiber im Zahlungsverkehr, sagte Justus.

Dem mit Deutschland nun in 19 Ländern eingeführten Google Pay entgegen komme zum einen, dass die Voraussetzung für kontaktloses Zahlen mit dem Smartphone, nämlich Geschäfte mit NFC- (also Near-Field-Communication)-fähigen Kassensystemen, bis 2020 in ganz Europa flächendeckend erfüllt sein werde. Online soll das Bezahlen laut Justus „so intuitiv werden wie die Google Suche“.

Darüber hinaus sieht sich der Konzern wieder einmal als Problemlöser. Google-Manager Spencer Spinnell zitiert eine Untersuchung, wonach 69 Prozent der Verbraucher eine Seite verlassen, wenn für eine Transaktion zu viele Schritte erforderlich seien. Dieses komplexe Prozedere entfalle mit Google Pay. Davon profitierten wiederum die Handelspartner, angefangen bei Adidas und der BVG über MediaMarkt und Saturn bis Flixbus, Ryan Air, MyTaxi und Deliveroo. Weitere sollen Folgen, dasselbe gilt für den stationären Handel und mit Google kooperierende Banken.

Die Sicherheit bei allen Transaktionen sei freilich gewahrt, man wisse um dieses hohe Bedürfnis der Europäer, ergänzte Justus. Gewährleistet sei sie, da Transaktionen im stationären Handel mit einer virtuellen Kartennummer (Token) durchgeführt würden. Bewusst sei man sich allerdings durchaus, fügte Commerzbank-Manager Torsten Daenert hinzu, dass kontaktloses Zahlen mit dem Smartphone ein Evolutionsthema sei. Für die Commerzbank sei Google Pay daher zunächst „ eine Angebotserweiterung für unsere Girokonten“. Alles Weitere liegt in der Entscheidung der Verbraucher: „Die Menschen müssen ihr Verhalten ändern, nur dann wird das Produkt ein Erfolg“. Noch haben sie die Wahl, ob sie lieber bar, mit Karte oder mit ihren meist ohnehin schon bei einem der Google-Dienste hinterlegten Bankdaten zahlen.

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