März
Im Media-Geschäft ist es offenbar ein wenig wie bei der Digitalisierung – Deutschland hinkt der internationalen Entwicklung hinterher. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls bei der Lektüre des aktuellen Gunn Reports. In den Rankings, die das Media- und Marketing-Beratungshaus WARC am Montag veröffentlicht hat, schneiden die hiesigen Dienstleister und Marken nicht sonderlich gut ab.
Insgesamt 30 meist international bedeutende, aber auch nationale Awards hat WARC nach eigenen Angaben ausgewertet, um seinen neuen „Gunn Media 100“-Report zu erstellen. In den diversen Rankings werden jene Kampagnen – beziehungsweise die dahinter stehenden Kunden und Agenturen – gekürt, die im vergangenen Jahr mit einer besonders hohen Media-Performance aufgefallen sind.
Das Ergebnis ist aus deutscher Sicht ernüchternd. Unter den Top 10 Kampagnen ist weder eine deutsche Marke noch eine deutsche Agentur vertreten. Die Spitzenplätze gehen hier an die McDonald’s-Kampagne „Capacity Based McDelivery“ von OMD Singapur, gefolgt von der Snickers-Kampagne „Hungerithm“ von Mediacom und Clemenger BBDO, beide Melbourne, und die Reword-Kampagne von Leo Burnett und Starcom, die ebenfalls in der südaustralischen Metropole beheimatet sind.
Dass Deutschland im Nationenranking keine Top-Platzierung erreicht, verwundert da kaum. Angeführt wird das Ranking mit großem Abstand von den USA, gefolgt von Großbritannien, Australien und Indien. Deutschland muss sich mit dem 10. Platz begnügen.
Im Ranking der besten Mediaagenturen weltweit ist lediglich ein deutscher Dienstleister vertreten – und der ist inhabergeführt: Die Serviceplan-Tochter Mediaplus, München, hat es immerhin auf Rang 8 geschafft. Dominiert wird das Agentur-Ranking von Mediacom in London. Die WPP-Tochter kommt auf satte 317 Punkte – und hält den Zweitplatzierten PHD aus New York (249 Punkte) deutlich auf Abstand. Auf Rang 3 schafft es die Mindshare-Niederlassung in Mumbai, die WPP-Tochter kommt auf 235 Punkte.
Der Gunn Report zeigt deutlich, dass Agenturen aus dem Hause WPP derzeit Oberwasser haben. Das Ranking der besten Agentur-Networks wird von Mediacom angeführt – mit Mindshare (Rang 4) und Wavemaker (Rang 8) haben es zwei weitere Dienstleister aus dem Reich von Sir Martin Sorrell in die Top 10 geschafft. Ähnlich gut läuft es bei der Omnicom Group. Mit PHD (Rang 2), OMD (Rang 3) und BBDO Worldwide (Rang 7) schaffen es ebenfalls drei Networks aus der US-Agentur-Holding auf die Liste. Interpublic ist mit Universal McCann (Rang 6) und der McCann World Group (Rang 10) zweimal vertreten. Publicis (mit Starcom, Rang 5) und Dentsu (Dentsu Aegis Network, Rang 9) tauchen jeweils einmal auf.
Die Machtverhältnisse in den Rankings für Einzelagenturen und Networks spiegeln sich auch in der Rangliste der Holdings wider. WPP liegt hier mit 3565 Punkten knapp vor der Omnicom Group mit 3326 Punkten. Auf Rang 3 schafft es Interpublic, gefolgt von Publicis, Dentsu und Havas.
Wenn es um Media-Exzellenz bei den Werbekunden geht, dann spielt die Musik vor allem in den USA. Mit Procter & Gamble, Mars, Nike, McDonald’s, Pepsi und Netflix kommen insgesamt sechs der 10 erfolgreichsten Unternehmen aus den Vereinigten Staaten.
Der mit Abstand führende Auftraggeber im Media-Geschäft ist allerdings ein britisch-niederländischer – nämlich Unilever. Mit Anheuser Busch (Belgien), Nestlé (Schweiz) und Royal Durch Shell (Niederlande) sind auch noch drei in Europa beheimatete Konzerne in der Rangliste vertreten.
Bei den Marken hat Nike die Nase vorn. Die Sportartikel-Brand grüßt im Marken-Ranking von Rang 1. Auf Rang 2 hat es McDonald’s geschafft, gefolgt von Snickers, Dove und Netflix.