Mazlum Eigenmann's Blog

Kundenkarte und Bonuspunkte – lohnt sich das noch als Einzelunternehmer?

07

März

 

Onlineshopping ist in aller Munde und Einzelhändler trifft das Internet immer wieder mit einem Schlag. Wie kann es auch anders sein? Kunden veränderten in den letzten Jahren gravierend ihre Kaufgewohnheiten und shoppen heute vielfach lieber von der Couch, als dass sie sich in die Innenstädte begeben, wo sie auch noch einen Parkplatz finden müssen. Aber ist das wirklich so?

Müssen kleinere Händler ihre Ladengeschäfte bald aufgeben oder haben sie nicht doch einen gravierenden Vorteil, den Internetshops aus aller Welt nicht bieten? Und wie sieht es mit den Bonuskarten aus, auf die Einzelunternehmer gerne zur Kundenbindung zurückgreifen? Dieser Artikel schaut sich die Szenerie einmal an.


Kann der Einzelhandel im Online-Zeitalter noch punkten?

Einzelhandel in der Schweiz – wie ist die Entwicklung?

In den vergangenen Jahren hatten die Einzelunternehmer und selbst große Ketten zu kämpfen, denn der Onlinehandel gewann immer stärker an Bedeutung. Das traf nicht jede Branche gleichmäßig, doch spürten alle die Macht des Internetshoppings, wie Berichte aus dem Jahr 2016 zeigten:

Food-Branche – im Jahr 2016 konnten die Supermarktdiscounter ihre Umsätze durchaus steigern. Die größten Anbieter wie Migros konnten ihre Spitzenpositionen halten, jedoch ihren Umsatz nicht steigern.

Non-Food-Branche – im Non-Food-Segment sah die Lage deutlich anders aus. Sicherlich konnten sich hier einige Gesellschaften verbessern, andere, beispielsweise Media Markt Schweiz, verloren drastisch. Die GfK Switzerland merkte an, dass gerade kleine Unternehmen gegen den Onlinehandel nicht mithalten könnten und ihre Geschäfte aufgeben mussten.

Das Ladensterben betrifft allerdings beide Branchen – zumindest im Jahr 2016. Doch was auf der 6. Handelstagung im Kino klang, wie der drohende Untergang, sieht mit einem Mal ganz anders aus. Denn schon ein Jahr später sieht es so aus, als könne sich der Detailhandel stabilisieren. Ein Grund hierfür ist, dass der Franken gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren hat. Und das bedeutet schlichtweg, dass Einkäufe im Ausland für die Schweizer Bevölkerung unattraktiv werden, da der Spareffekt wesentlich geringer ist. Das zeigt sich natürlich auf dem Markt:

DIY/Garten – zwei Prozent Umsatzsteigerung konnte der Garten- und Heimwerkerbereich der Non-Food-Branche 2017 generieren.

Heimelektronik – auch hier gibt es noch einen einprozentigen Zuwachs, doch werden mittlerweile rund 30 Prozent der heimischen Computer oder Fernseher über das Internet gekauft.

Freizeit – alles, was mit der Freizeit und Outdooraktivitäten im Zusammenhang steht, konnte im vergangenen Jahr richtig Gas geben. Durch das warme und sommerliche Wetter im zweiten Quartal gewann die Branche an Fahrt.

Kleidung – in den Vorjahren konnte die Kleidungsbranche nur Negativmeldungen abgeben. 2017 erholte sich die Branche jedoch, trotzdem bleibt der Onlinehandel als massives Risiko bestehen.


Abb.: Umsatz mit Bekleidung und Schuhen in der Schweiz von 2010 bis 2016 (in Milliarden CHF)

Grundsätzlich haben fast alle Einzelunternehmer in der Schweiz mit dem Onlinehandel und dessen Auswirkungen zu kämpfen. Kommt Amazon nun auch noch mit einem eigenen Auftritt für die Schweiz ins Land, könnte es für die Unternehmer noch schwerer werden. Oder doch nicht? Einige Experten verneinen das und behaupten, dass die Macht des Konzerns in etwa so bleiben wird, wie sie es jetzt auch ist. Das hat verschiedene Gründe:

Lieferung – für viele Online-Einkäufe über Drittanbieter bei Amazon würde schlichtweg die Einfuhr erhalten bleiben. Amazon plant zwar mit der Schweizer Post eine Zusammenarbeit, externe Drittverkäufer würde diese aber nur beschränkt betreffen.

Sektoren – selbst Amazon hat nicht in allen Bereichen Stärken. Übernahmen von Food-Anbietern durch Amazon zeigten, dass hier nicht allein auf das Onlinegeschäft gezählt werden kann.

Vorlieben – knapp die Hälfte aller Käufer informiert sich zwar heute online über Geräte, doch erfolgen die Käufe im örtlichen Handel. Trotzdem bleibt ein großes Problem bestehen: Die Schweizer Einzelhändler müssen deutlich ihren eigenen Internetauftritt stärken, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Kundenkarten und Bonuspunkte – heute immer noch aktuell?

So, wie können Einzelunternehmer ihre Position in den Städten stärken und sich gegenüber dem Onlinehandel durchsetzen? Als Lösung zur Kundenbindung galten lange Kundenkarten und verschiedene Bonusprogramme. Und die funktionieren so:

Karte/Punkte – Kunden erhalten wahlweise von einem einzelnen Geschäft eine Bonuskarte oder nutzen ein Bonusprogramm, welches verschiedene Geschäfte einschließt.

Einkauf – mit jedem Einkauf sammelt ein Kunde Punkte. Im einfachsten Fall, der Stempelkarte, erhält der Kunde einen Stempel je Einkauf. In anderen Fällen werden der Kundenkarte Punkte gutgeschrieben, die sich nach dem Einkaufswert richten.

Einlösen – je nach genutzter Karte und dem System kann der Kunde die gesammelten Punkte oder Stempel einlösen. Bei der Stempelkarte ist das meist, sobald die Karte voll ist. Bei Bonusprogrammen muss häufig eine bestimmte Punktzahl erreicht werden.

Die Einlösung kann online bei speziellen Anbietern erfolgen, jedoch können sich Kunden auch einen Gutschein ausstellen lassen.

Funktioniert dieses System auch heute noch? Aus Unternehmersicht oftmals schon, zumindest, wenn es sich um eine Kundenkarte handelt, die einzig für dieses Unternehmen gültig ist. Die Teilnahme an Sammelprogrammen ist für Kleinunternehmer nicht unbedingt sinnvoll, da Kunden schlichtweg zu viel Auswahl haben, um die Bonuspunkte einzulösen. Kleinunternehmer können ihre Kundenkarten jedoch geschickt verwenden:

Belohnung – gerade Bäcker, Friseure, aber auch Cafés oder Gaststätten können mit Stempelkarten punkten. Hier gibt es mittlerweile auch bereits digitale Stempelkartensysteme. Der Kunde sieht direkt, dass er einen Schritt weitergekommen ist. Und die Einlösung kann ausschließlich im Laden erfolgen – zusammen mit der Ausgabe einer neuen Karte. Zudem ist diese Variante günstig.

Verlockung – hat ein Unternehmen auch einen Onlineshop und möchte es Stammkunden auch dorthin locken, kann die Bonuskarte genutzt werden. Die erworbenen Punkte könnten beispielsweise rein in dem hauseigenen Onlineshop eingelöst werden.

Die einfachsten Varianten, wie die Stempelkarten, sind undenkbar günstig in der Anschaffung und dem Unterhalt. Punktekarten hingegen, die gescannt werden müssen, kosten mehr und lohnen sich gerade für Kleinunternehmer nur bedingt. Dafür haben sie den Vorteil, dass sie mit ans E-Business geknüpft werden können. Hier sind Technologien wie kontaktlose Chipkarten oder auch Bar- und QR-Codes keine Seltenheit. Die Produktion ist heute recht unkompliziert möglich und die Karten werden schnell ausgeliefert.

Fazit – Erholung, doch keine Entspannung

Das Onlinegeschäft boomt weiterhin und auch die Erholung des stationären Handels im vergangenen Jahr darf nicht bedeuten, dass Einzelunternehmer sich beruhigt zurücklehnen. Sie müssen Kunden weiterhin binden und mit eigenen Onlineshop-Lösungen dafür sorgen, dass ihnen die Kunden treu bleiben.

Abbildung: © igorovsyranikov (CC0-Lizenz) / pixabay.com

Grafik Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/523750/umfrage/umsatz-mit-bekleidung-und-schuhen-in-der-schweiz/

 

Weiterlesen